aktualisiert: 29.1.2016 / BG

Unsere Gäste im November 2015:    (Teil 1)

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unsere Gäste im Oktober 2015  (Teil 2)

unsere Gäste im November 2015  (Teil 2)

 
 

Ruth und Ueli

vom 31. Oktober bis 5. November 2015 in Strassburg

 
 

 
 

Ueli und Ruth besuchten uns Ende Oktober / Anfangs November. Mit ihnen machten wir manche herbstliche, wunderschöne Wanderung durch Strassburg. Das schöne Herbstwetter hielt an und wir konnten auch anfangs November immer noch im Freien Kaffee trinken.

Natürlich kam zwischen Ueli und Heinz auch der Informationsaustausch über die Kantonsverwaltung und ihre Weiterentwicklung seit unserer jeweiligen Pensionierung nicht zu kurz. Wir posierten für ein Gruppenbild und sandten es als Gruss-Postkarte an das Amt für Geoinformationen des Kantons Bern.

 
 

Ueli war immer wieder für eine körperliche Herausforderung zu haben. So folgten wir ihm, hoch motiviert, über die mehr als dreihundert Stufen zur Turm-Terrasse der Liebfrauen-Kathedrale hinauf.

 
 

Ganz im Kontrast zu den sonnigen Vortagen spielte die Natur mit dem Münsterturm "Versteckis", so als wollte sie uns zeigen, wie gemäss gotischer Symbolik der Kirchenturm mit seiner Spitze tatsächlich im Himmel entschwindet. Auch nahbei stehend war der Turm noch in Nebel gehüllt. Am sportlichen Leistungsziel änderte sich darob aber nichts und wir stiegen guten Mutes die Wendeltreppe hoch und immer höher. Vielleicht konnten wir zuoberst ja etwas himmlischen Duft einatmen.

 

 

 
 

Oben angekommen, war die Fernsicht, wie erwartet, mager. Umso mehr schweifte unser Blick über die reich verzierte Dachkonstruktion mit den charakterstark herausgemeisselten Wasserspeiern, die in Frankreich "Gargouilles" genannt werden. Der wortmalerische Ausdruck "gargouille" lässt direkt das Gurgeln des Regen-Wassers beim Abfliessen hören.

 
 

Auf dem Weg vom Stadtzentrum entlang des Ill-Flusses (das ist keine römische Drei, sondern ILL) nach Norden kamen wir am Hauptsitz des Fernsehsenders "arte" vorbei. Dieses deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen sendet seit 1992 ein werbefreies Kulturprogramm, das wir schon vor unserer Reise kennen und schätzen gelernt haben.

Kultur begegnete uns bereits vor dem Gebäude. Da steht der "Giraffenmann" des zeitgenössischen deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol. Die 4,2 Meter hohe Plastik aus Bronze, Acrly und rostfreiem Stahl wurde von "arte" und der Stadt Strassburg im Zusammenarbeit mit dem Centre Européen d' Actions Artistiques Contemporaines (CEAAC) in Auftrag gegeben und am 18. Oktober 2006 übergeben. .

 
 

Paul Guérin, der damalige Geschäftsführer von CEAAC, schrieb dazu: Anders als manch andere Tiere war die Giraffe nie Träger eines moralischen Symbolismus. Ihre ungewöhnliche Gestalt und ihre friedliche Stärke machen sie zu einer Art natürlichem Kunstwerk, das man bloß staunend betrachten kann. Und mit dieser hybriden Bronzefigur liefert die Kunst ihrerseits, in einer stillen Selbstverständlichkeit, die Utopie eines ruhigen Zusammenlebens von Mensch und Tier, von Vertrautem und Exotischem, von scheinbar Banalem und zutiefst Befremdlichem.

 
 

 
 

Etwas weiter nördlich geleitete uns die Ill zu den eindrucksvollen und architektonisch originellen Gebäuden der Europäischen Institutionen in Strassburg. Hier im Bild das 1999 eingeweihte Gebäude des EU-Parlamentes, welches den Namen der im Elsass geborenen Frauen- und Europapolitikerin Louise Weiss *) trägt.

*) Seit der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments am 17. Juli 1979 bis zu ihrem Tod am 26. Mai 1983 war Louise Weiss die erste Alterspräsidentin des Europäischen Parlaments.

 
 

Haupteingang mit der Fahnengalerie aller 28 EU-Mitgliedstaaten.

Leider lassen sich die Gebäude der Europäischen Institutionen nur in vorangemeldeten Gruppen von 25 oder mehr Personen besuchen. Daher mussten wir uns begnügen, aussen herum zu spazieren und uns mit Hilfe der Touristeninformations-Broschüre das Innere vorzustellen.

Neben dem EU-Parlamemtsgebäude beeindruckten uns auch der Sitz des Europarates und des Gerichtshofes der Europäischen Menschenrechte. Jedes dieser Gebäude repräsentiert einen architektonischen Zeitgeist der jüngsten Jahrzente und steckt voller gestalterischer Details, die wir Schritt für Schritt entdecken durften.

 
 

 
 

Seit 1949 ist Strassburg Sitz des Europarates, welchem auch die Schweiz angehört und der sich der Wahrung der Demokratie und der Menschenrechte verschrieben hat. Er umfasst 47 europäische Staaten und deckt mit Ausnahme der Noch-Diktatur Weissrussland den ganzen europäischen Kontinent ab. Es muss an der wechselvollen Geschichte und an der innewohnenden Bereitschaft für alles Neue gelegen haben, dass die europäischen Staaten am Ende des Zweiten Weltkrieges die Stadt Strassburg als Brückenort zur Völkerverständigung gewählt haben. Heute prägen die Europäischen Institutionen ihrerseits den "esprit" der Stadt Strassburg, welche sich zu Recht mit "www.strasbourg.eu" anschreiben lässt.

 
 

Ganz in der Nähe der Europäischen Institutionen, als grünes Band zum Stadtkern hin führend, liegt die ausgedehnte Parkanlage "Parc de l' Orangerie" mit dem 1806 der Kaiserin Joséphine gewidmeten Pavillon, den wir auf dem Heinmweg durchschreiten durften. Die Chrysanthemen standen auch hier noch in voller Blüte.

Er ist der beliebteste, älteste und grösste Park von Strassburg. Um 1740 gegründet, umfasst er 26 Hektaren Land. Im Kern ein klassischer französischer Barockgarten mit einer grossen "Le Nôtre-Allee" als Zentralachse. Im 18. Jahrhundert wurde, dem Zeitgeist folgend, die weitere Umgebung als englischer Garten gestaltet. 1806 schliesslich widmete man der Kaiserin Joséphine den zentralen Pavillon. Das ehemalige Bauernhaus des Parkverwalters wird heute von einem Feinschmecker-Restaurant (für pralle Geldbeutel) genutzt. Diese Versuchung liess uns kalt und wir kehrten mit Wonne aufs Schiff zurück, wo uns unsere Gäste ein von ihnen zubereitetes Nachtessen versprochen hatten.

 
 

 
 

Sie überraschten uns mit einem feinen Käserisotto und einer ausgiebigen Gemüseplatte. Von dieser leckeren Mahlzeit blieb praktisch nichts übrig. Neben der Augenweide kam auch unser Geruchs- und Geschmackssinn voll auf seine Kosten.

 
 

Der Herbst breitete seinen farbenfrohen Blätterteppich unter unseren Füssen aus. Die Damen trugen das dazu passende Schuhwerk. Die Form- und Farbenpracht animierte uns, schöne Blätter zu Sträusschen zu  binden und als Dekoration an den Schiffsfenstern aufzuhängen.

Blätterteppich im Parc de la Citadelle

 
 

Wir schlenderten über den Strassburger Antiquitätenmärit dem Place Kléber zu.

 
 

 
 

 
 

Dort steht in voller Breite das 1778 unter dem Architekten Jean-François Blondel fertiggestellte Gebäude der ehemaligen Stadtwache und beherbergte Polizei und Militär. In Anspielung auf die täglich vor dem Gebäude stattfindende Wachtablösung im Morgengrauen (l' aube) gab man ihm den Namen "Aubette". erhielt das Gebäude uf dem Platz Kléber begegneten wir dem grossen Gebäude L'Aubette, eines ehemaligen Militärgebäudes das den Namen "Aubette" aufgrund der Wachablösung erhielt, die dort jeden Morgen stattfand. (Französisch aube - Morgengrauen). Als das Elsass 1871 unter preussische Herrschaft fiel, wurde das Gebäude 1873-75 restauriert und unter Beibehaltung seines Namens neuen Verwendungszwecken zugeführt.

 
 

Die Rückführung von Elsass-Lothringen zum französischen Staat am Ende des 1. Weltkrieges war getragen von einer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung, die allen Neuerungen aus den USA Tür und Tor öffnete. In der Absicht, die Aubette zu einem städtischen Vergnügungspalast umzugestalten, erhielten Hans Arp, seine Frau Sophie Täuber-Arp und der Holändische Maler/Architekt Theo Van Doesburg Teilaufträge für die Innenraumgestaltung.

Davon sind heute das Ciné-Dancing, der Festsaal, die Foyer-Bar und das Treppenhaus erhalten und mit Audio-Guide zu besichtigen. Die Räumlichkeiten waren unter dem Nazi-Einfluss "gesäubert", aber glücklicherweise in den Neunzigerjahren restauriert worden.

 
 


Das Ciné - Dancing

 
 


Der Festsaal

 
 


Das Foyer

Diese Welt der geometrischen Formen und Farben war eine herausragende künstlerische Leistung des frühen 20. Jahrhunderts mit starkem Einfluss der Kunstschule Bauhaus in Weimar.

 

 
 

Nach diesem Abstecher in die Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts besuchten wir mit unseren Gästen in der Tanz- und Musikschule "Pol-Sud" eine vielversprechende Inszenierung unter dem Titel "CommunExtase". Die vierköpfige spanische Künstlergruppe "La Zouze" wollte aufzeigen, "... wie man als Gruppe zusammenhält, eingetaucht in einen fremdartigen Cocktail aus Farben und Bildern".

 
  Inszenierung "CommunExtase" der spanischen Tanzgruppe "La Zouze"  

Nachdem wir diese "Fast-wie-eine-Extase" überstanden hatten, brachte Ueli unser Empfinden präzise auf den Punkt: Wir fühlten und von den Künstlern nicht abgeholt. Das war kein Erfolgspunkt in unserem Besuchsprogramm; sicher aber mag es zum Experimentierprogramm einer aktiven und netzwerkenden Tanzschule passen.

Brändi Dog - Spiel

Umso mehr erfreuten wir uns am Abend beim Spielen. Tichu und Brändi Dog kamen auf den Spieltisch. Das war sehr amüsant und wir beendeten den Tag zufrieden.

Mit einem feinen Nachtessen in einem der zahlreichen Gaststätten von Strassburg endete das abwechslungsreiche Besichtigungsprogramm von Ueli und Ruth in Strassburg.

Am andern Tag begleiteten wir sie zum Bahnhof, von wo sie mit einem reich befrachteten Erlebnis-Rucksack nach Hause zurück kehrten.

Auch wir hatten mit ihnen zusammen neue und faszinierende Winkel von Strassburg entdecken dürfen. Zusammen sieht man mehr als allein.

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